Ich denke ich bin in der Hinsicht generell ein wenig heftig. Ich meine, ich habe sogar zwei Wochen lang geheult als mein Auto verschrottet wurde. Aber nicht aufgrund der Tatsache, dass da jetzt ein Gebrauchsgegenstand einfach am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen war, sondern, weil ich mit diesem Auto sehr viel verbunden habe. Weil in den zwei Jahren in denen ich die kleine Schrottkiste besaß verdammt viel passiert ist. Teilweise im Auto, teilweise darauf, teilweise darunter. Es war viel mehr die Frage, ob durch das Wegfallen des Autos plötzlich auch meine Erinnerungen nichts mehr wert sind. Gleichzeitig war ich in meiner Freiheit eingeschränkt, was auch schmerzhaft war.
Soviel erst mal generell zu mir und meiner Auffassung vom Verschwinden geliebter Dinge/Wesen.
Tiere ist bei mir ebenfalls ein spezielles Thema, ich habe einen halben Zoo daheim.
8 Zwerghamster, 3 Goldhamster, 3 Meerschweine und eine Ratte.
Die Goldhamster stammen aus einer Handaufzucht, weil die Mutter starb als die Kleinen 3 Wochen alt waren. Da würde ich also schon heftigst mitleiden, wenn einer von denen stirbt.
Zu den Meerschweinchen habe ich aufgrund ihrer Größe und ihres Wesens eine engere Beziehung als zu den Hamstern, trotzdem würde ich bei den Hamstern mehr und intensiver leiden. (Da spielt wieder der Faktor mit den Erinnerungen ein; ich kann mich noch gut erinnern, was in der Zeit des Aufpäppelns per Pipette sonst noch passierte.)
Deshalb würde mir das dann wieder sehr weh tun. Mit den Meerschweinchen verbinde ich eine andere Zeit, eine Zeit, die nicht voll mit solchen Erinnerungen war. Vielleicht bin ich durch die Relation: je mehr Tiere, desto öfter stirbt eins grundlos auch schon ein wenig abgestumpft.
Kommen wir zu der Ratte. Die Ratte ist die einzige, die alleine mir gehört und auch, wenn sie aufgrund ihrer Aggressivität mehr und mehr zum reinen Käfigtier wird und ich keine "Kuschelbeziehung" zu ihr habe würde ich da, weil sie eben das einzige alleinig meinige Tier ist sehr krass leiden.
Die Zwerghamster: Wir fingen vor zwei Jahren mit zwei Mädchen an, die sich plötzlich, welch' Wunder der Natur gleichgeschlechtlich vermehrten, nachdem wir wirklich monatelang beides für Mädels hielten.
Das Ganze ging irgendwann soweit, dass wir zeitweilig 15 Zwerghamster hatten. Mal starb einer, mal wurde einer totgebissen von den Andern. Da habe ich null Beziehung mehr. Das ist ein Kollektiv von Tieren. Mal ist das Kollektiv größer, mal kleiner. Es ist zwar ein Gefühl wie: Ach Scheiße, warum das denn schon wieder, aber es ist kein ehrliches Betrauern.
Krass, ich weiß!
Gräber/Beerdigung:
Wir haben bislang alle großen Tiere beerdigt. Bspw.: Meerschweinchen, Ratten, Goldhamster damals auch, als das Auto noch existierte und wir nicht mit ner Hamsterleiche per U-Bahn kilometerweit fahren mussten. Wie es bei den anderen drei Goldhamstern aussieht, weiß ich nicht. Vermutlich werden wir sie in die Erde vor unserer 18-Geschosser-Platte setzen, damit sie irgendein Pitbull wieder ausgräbt. Nein, das war nicht sarkastisch, das hörte sich nur so an.
Ehrlich ich weiß es nicht. Die Meerschweine leben noch Minimum drei, vier Jahre. Vielleicht bin ich bis dahin wieder mobil und lasse ihnen ein schönes Plätzchen an irgendeinem See zukommen. Oder ich bin so reich, dass ich mir einen Tierfriedhof leisten kann.
Bis es soweit ist, werden wir mit den Zwerghamstern verfahren wie eh und je. Zigarettenschachtel, rein damit. Aber vorher verziert. Soll ja wenigstens schön sein. Dann das Ganze in den Müllschlucker. Wie gesagt, ich lebe im Hochhaus. Ist gemein, ich weiß, aber irgendwann verliert man die Bindung. Aber ich kann jeden verstehen, der sie nicht verliert. Ich hätte sie auch gerne zu jedem Tier, nicht nur zu den Größeren. Aber ich kann sie nicht ma mehr namentlich auseinanderhalten, weil sie alle gleich aussehen, wie soll ich da trauern, wenn ich nicht weiß, ob es Zwerg A oder Zwerg B war.
Goldhamster: Da würde ich vermutlich alle Hebel in Bewegung setzen um sie dort zu verbuddeln, wo auch ihre Mutter und ihr Vater liegen. Irgendwie muss ich doch eine christliche Prägung haben, woher kommt sonst dieses Familiengrab-Zeugs.
Meerschweine? Wie gesagt, ich sag in drei bis elf Jahren nochmal Bescheid.
Generell kann ich aber noch mal sagen: Ich finde es mehr als natürlich, ein Tier zu betrauern, sei es mit Nervenzusammenbruch, oder mit drei Wochen nix essen. Oder mit monatelangen Heulkrämpfen. Tiere geben einem vielleicht nicht dasselbe, was einem ein Mensch geben kann. (Ob ers tut ist die andere Sache)
Aber Tiere spenden auf eine unerklärliche Weise Trost und Herzenswärme. Gerade, wenn man von Menschen nur enttäuscht wurde. (Ich möchte nur den Hamster erwähnen, der auf dem Bett rumlief, als ich am Weinen war. Er kam an, leckte mir alle Tränen weg und saß dann vor mir und glotzte mich an. Schließlich legte er sich in meiner Halsbeuge hin und schlief ein. Und Hamster sind ja nicht wirklich Tiere die gerne Kuscheln)
Ich bin auch einer, der töten könnte, wenn er von einer Person, die sich Tierarzt schimpft den Spruch hört: Bei so einem kleinen Tier wollen sie das noch versuchen? Ja, ein Tier was uralt ist und einfach nur sterben will, dem erleichtere ich das, schweren Herzens, aber ich kann es. Aber doch nicht bei einem Jungspund, wo einfach nur die Umstände unglücklich waren...
However... Ich habe Respekt für alle die um ihre Tiere trauern. Irgendjemand sagte doch mal Tiere seien die besseren Menschen. Ich denke da ist was dran.
So long, QIK
Kein Tag vergeht, ohne daß ich mich nicht aufgeregt hätte über Menschen,
die wirklich besser einen Goldfisch gekauft hätten.
Aber nein, es mußte ein Hund sein.
Dimidium facti qui coepit habet.
--Horaz