Community-of-Darkness

Quoted

Unter der Überschrift:

Diesmal das Ziel von Al Quaida: Jordanien
Diese Terroristen wollten 80000 Menschen töten

findet sich folgender Satz:

"Amman - Es hätte bin Ladens schlimmster Anschlag diesseits des Atlantiks werden können ..."

Hopla, denkt der erstaunte Leser, das wäre also nur der schlimmste Anschlag "diesseits des Atlantiks", aber wohl nicht der schlimmste Anschlag überhaupt und aller Zeiten. Denn wäre es der schlimmste Anschlag überhaupt und aller Zeiten, dann wäre die Bild-Zeitung nicht die Bild-Zeitung (hier Online-Ausgabe), wenn sie dies nicht entsprechend marktschreierisch ausgeschlachtet hätte.
Offenbar gab es also einen schlimmeren, zumindest aber ebenso schlimmen Anschlag jenseits des Atlantiks, und die Bild-Zeitung wäre wiederum nicht die Bild-Zeitung, wenn sie nicht zum 100.000sten Mal ein Bild vom einstürzenden WTC nachreichen würde, nur zur Info der Leser versteht sich. Als kleine Gedächtnisstütze erfährt der geneigte Bild-Leser in einem kleinen Kasten zudem die Chronologie der Terroranschläge seit dem 11. September. Dort lesen wir, dass in New York und Washington fast 3000 Menschen ums Leben kamen. Aha, dieser Terroranschlag ist also gemeint, der dem in Amman den Rang abgelaufen hätte.

Nun gut, damit haben wir alle Variablen zur Berechnung eines jordanischen Menschenlebens nun vollständig beisammen. Vereinfachend wird davon ausgegangen, dass in New York und Washingten überwiegend Amerikaner, in Amman überwiegend Jordanier betroffen waren bzw. gewesen wären. Ebenfalls vereinfachend gehen wir davon aus, dass die jeweils zerstörte Bausubstanz angesichts des Verlustes an Menschenleben nicht berücksichtigt wird, obwohl mancher der Ansicht sein mag, dass die Gebäude in New York alleine schon mehr wert waren, als alle Jordanier zusammen.

Dank Bild-Zeitung ergibt sich also folgender einfacher Rechenansatz:

3000 tote Amerikaner >= 80000 tote Jordanier

Wir lösen die Gleichung nach einem toten Amerikaner auf und erhalten:

1 toter Amerikaner >= 26,67 tote Jordanier

In Worten: Ein toter Amerikaner zählt mindestens so viel wie rund 26 tote Jordanier.

Danke, liebe Bild-Zeitung für diese erhellenden Einblicke in Euer Weltbild, die ihr uns auf gewohnt subtile Weise vermittelt.

Schönen Tag

JLL