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Cthulhu

Kaputtalist

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 2 680

Geschlecht: Männlich

1

Donnerstag, 16. November 2006, 18:12

der Herr Müller, die Subventionen und die Maus

Eine schöne Geschichte über Herrn Müller
Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden.
Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken
von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen,
wenn ihr im Supermarkt wart. Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden. Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, daß sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt.
Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, daß sogar
der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.
Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er
unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.
Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon
viel zu viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte
produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut.
Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze
haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld.
Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug. Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt.
Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren
von der uropäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt.
70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld.
Viel mehr, als in euer Sparschwein passt.Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt.
Hurra, Herr Müller.
Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele
Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, daß er sie gar nicht verkaufen
kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.
Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewußt, auch die Herren
vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewußt, es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben.
Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.
Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie
geschlossen und 175Menschen haben ihre Arbeit verloren.
Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher
schon gemerkt, daß der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen
hat, ls er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.
Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr
ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wißt ihr, daß der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat. Da lacht er, der Herr Müller. Natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht.
Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch
dafür, daß es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.
Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn
Müller verkauft wurden. Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das
ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern. Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr
Müller.
Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.
Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der
Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muß ich euch sagen, daß man so etwas einfach nicht tut.
Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch
einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und
werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff
"soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.

P.S. Bitte weiterleiten, damit viele mitkriegen wie es läuft. Wir können nur über Produkt-Boykott etwas erreichen.
early bird gets the worm, but the second mouse gets the cheese
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Riveda

Profi

Registrierungsdatum: 26. Dezember 2003

Beiträge: 1 151

2

Donnerstag, 16. November 2006, 19:20

Dann wählen wir Pest statt Cholera :-/

Aber ich kann mir so teure Dinge eh nicht leisten ;)
"Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen." (Theodor W. Adorno)
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Webpoet

Profi

Registrierungsdatum: 8. März 2004

Beiträge: 1 441

Geschlecht: Männlich

3

Donnerstag, 16. November 2006, 19:53

Gut, und wenn jetzt der letzte Satz (der mit der "sozialen Verantwortung") noch irgendwie belegt werden kann glaub ich den sogar. Hersteller von "Billigprodukten" sind meist nicht grad dafür bekannt vor Rationalisierungsmaßnahmen zurückzuschrecken.
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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

4

Freitag, 17. November 2006, 15:57

Zitat

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muß ich euch sagen, daß man so etwas einfach nicht tut.
Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger und werden vielleicht von einem Unternehmer hergestellt, für den der Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.


So findet scheinbar alles seinen logischen kreis.
Der schritt vom antiimperialismus zum (wenn auch noch strukturellen, aber immerhin schon gedanklich eliminatorischen) antisemitismus war ja immer schon ein sehr kleiner.

kapitalismuskritik von Menschen denen sich kapitalismus als moralisches Spiel darstellt, welchem die "Schmarotzer" entzogen sind und somit als das negative prinzip im guten kapitalismus herausgefiltert werden können, wird wohl zangsläufig zu boykottaufrufen und Lynchgedanken führen. Wer hier an historische Vorbilder denkt wird vermutlich richtig liegen.

Die Textstelle ist vermutlich selbstredend, was verkürzte kapitalismuskritik angeht. Die kluft zwischen links und rechts war halt schon immer geringer als die zwischen arbeiter und schmarotzer.

"Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!"


PS. bis auf eine vegane milchproduktkritik wird mir nichts den geschmack an Müllermilch verderben. Aber jetzt gibts erstmal gute Pepsi.
Herz voll Leid und Missgeschick,
Das voll sehnsucht Eden sucht,
Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire
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Kasmodiah

Dea ex machina

Registrierungsdatum: 26. September 2003

Beiträge: 3 200

Geschlecht: Weiblich

5

Freitag, 17. November 2006, 19:44

Gut zu wissen... der Text ist interessant.

Zitat

Original von Leronoth
(...)

So findet scheinbar alles seinen logischen kreis.
Der schritt vom antiimperialismus zum (wenn auch noch strukturellen, aber immerhin schon gedanklich eliminatorischen) antisemitismus war ja immer schon ein sehr kleiner.

kapitalismuskritik von Menschen denen sich kapitalismus als moralisches Spiel darstellt, welchem die "Schmarotzer" entzogen sind und somit als das negative prinzip im guten kapitalismus herausgefiltert werden können, wird wohl zangsläufig zu boykottaufrufen und Lynchgedanken führen. Wer hier an historische Vorbilder denkt wird vermutlich richtig liegen.
(...)




@Lero: Also, mit der verkürzten Kapitalismuskritik gebe ich dir ja teilweise recht. Ist halt IMO ein realpolitischer Ansatz. Aber wo bitte siehst du hier auch nur einen Hauch von Antisemitismus??
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Be brave.
Live.

“Man muss vor nichts im Leben Angst haben, wenn man seine Angst versteht.” [Marie Curie]
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Cthulhu

Kaputtalist

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 2 680

Geschlecht: Männlich

6

Samstag, 18. November 2006, 14:44

in mir keimt langsam der Gedanke, Lelo muss wirklich alles dahingehend beeinflussen (auch wenn es er besser weiß oder zumindest mal gewusst hat).

Und zu sozialen Verantwortung werd ich bei Gelegenheit mal den passenden Artikel im Grundgesetz raussuchen.

Und ein Bauer, der Milch produzierende Kühe hält, diese mehr oder weniger gut behandelt und seine Milch verkauft, ist wohl doch dem feinen Herr Müller vorzuziehen (der auch nur gerade symbolhaft für eine ganze Kultur der Subventionen einheichenden Lobby ist)
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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

7

Sonntag, 19. November 2006, 11:51

Zitat

Und zu sozialen Verantwortung werd ich bei Gelegenheit mal den passenden Artikel im Grundgesetz raussuchen.

seit wann beziehen sich sozialisten auf das deutsche grundgesetz?
fehlt ja fast nur noch das "gemeinwohl geht vor eigenwohl" abgefeiert wird (eine der passagen die den sprung vom 3ten reich ins nachkriegsdeutschland geschafft haben)


zu parolen wie sozialer verantwortung und moralisierung des kapitalismus möchte ich schon garnichts mehr sagen.
Das in dem text sogar die "vernichtung" von arbeitsplätzen bejammert wird und das ausnutzen des deutschen staates beklagt wird, sollte aber jedem menschen mit emanzipatorischem Ansatz zu denken geben.

Marx kritik gegen Feuerbach, er würde den kapitalismus nur in seiner "schmutzig jüdischen Erscheinungsform" erkennen trifft auf diesen text wohl vollkommen zu, wenn lynchgedanken gegen den "ekelhaften Schmarotzer" Müller gehen.

sowohl vokabular als auch inhalt des pamphletes würden jedem vertreter des deutschen Sozialismus freude bereiten...
Deutscher Arbeiter habe acht, die Schmarotzer kommen.
Herz voll Leid und Missgeschick,
Das voll sehnsucht Eden sucht,
Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire
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Cthulhu

Kaputtalist

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 2 680

Geschlecht: Männlich

8

Samstag, 12. Mai 2007, 14:29

Dem könnte Mensch zustimmen, wenn dem ein nationaler Anspruch zugrunde liegen würde...dass dem aber nicht so ist, sollte dir eigentlich klar sein, Lelo...
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Eztenxiar

Fortgeschrittener

Registrierungsdatum: 14. Oktober 2003

Beiträge: 277

Geschlecht: Männlich

9

Samstag, 12. Mai 2007, 19:43

so ein absoluter schrott...
Heavy Metal forever !!!
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Ira

Halbkind

Registrierungsdatum: 28. Februar 2005

Beiträge: 2 345

Geschlecht: Weiblich

10

Sonntag, 13. Mai 2007, 21:13

Ich schaffe den Sprung von der sozialen Veraantwortung zum Sozialisten noch nicht, um ehrlich zu sein.
Und Marx hin, Feuerbach her, Anti-Semitismus finde ich hier nicht. Paranoia in einigen Posts hingegen schon.
Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, -
denn er muss meine einsame Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten -
seit mein Engel mich nicht mehr bewacht.

(Rilke, Engelslieder)
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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

11

Sonntag, 13. Mai 2007, 21:46

nun, das deutsche bezeichnet hier kein regionales gebiet, sondern eine form der ideologie. ein sozialismus ala wedekind, KDS etc.pp. evtl. würde ich auch proudhon und st.simon (ja ein franzose) dazurechnen.

nun, der antisemitismus kam bei mir auch nur durch die hintertür, also die these gegen feuerbach hinein. und da wird trefflich die konkretion des abstrakten benannt.
dass eine solche kritik, die sich auf Ethik beruft und dann auch noch in einen solchen jargon verfällt ihren antisemitismus mehr als nur indirekt ausdrückt, sollte spätestens dann klar werden,wenn der antisemitismus als denkstruktur anstatt als stumpfer rassismus begriffen wird.
Es wäre müssig hier alle stellen herauszuheben, in denen ein raffendes kapital durch das organ der volksgemeinschaft gehemmt werden soll und in denen die charaktermasken des kapitals (also die unternehmer) personalisiert werden.
Auch das strafbedürfniss und die suche nach einem kollektiven boykott sprechen schon Bände (und leider nicht drei;)).

moral gegen wirtschaft zu beschwören ist im besten fall verkürzt, und im schlechtesten (wie diesem) ekelerregend.
den staat mittels Grundgesetz gegen das Kapital zu beschwören zeigt mindestens eine fehlerhafte "Kapital"-rezeption bzw. einen vernachlässigten Paschukanis und fällt sogar noch hinter Ableitungstheorien zurück. Eine politische öffentlichkeit soll dann das humane gegen den unmenschlichen kapitalismus betonen, ohne die wechselseitige angewiesenheit der beiden sphören zu bemerken..

meine kritik trifft also nicht einen angeblichen nationalismus, sondern das eklige zwei-seiten spiel, welches den kapitalismus nicht in seiner totale begreift und somit jeglichem kommunistischen streben entgegensteht.
Ebenso trifft sie den hier aufgebauten arbeitswahn, und staatsfetisch, der sich nahezu automatisch aus einer solchen position ergibt (proudhon würde ich auch hier als repräsentatives beispiel nennen).

das Ergebnis einer solchen "Kapitalismus"kritik ist Verewigung des selbigen doer gar seine negative Aufhebung. Kurzum es wird das praktisch, was im zuge der G8 gerne gefordert wird, nämlich den kapitalismus zur Geschichte* zu verklären.

*Marx betont, dass die vorkommunistische Zeit bloß als Vorgeschichte beschrieben werden kann, da sich das autmatische subjekt zwar durch die köpfe, aber ohne die Bewusstheit der Menschen durchsetzt. Geschichte wäre also erst im Kommunismus zu verordnen, da sich hier der Mensch zum Subjekt der Geschichte erhebt.
Herz voll Leid und Missgeschick,
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