Mittwoch, 7. November 2007
"Alle ausradieren"
Acht Tote bei Amoklauf
Ein finnischer Jugendlicher hat bei einem offenbar im Internet angekündigten Amoklauf in seiner Oberschule acht Menschen getötet. Der Schüler habe die Waffe auch auf sich selbst gerichtet und liege mit Verletzungen in einem Krankenhaus, erklärte die Polizei. Auch zahlreiche andere Personen hätten bei dem mehrstündigen Drama in der Schule in Tuusula 60 Kilometer vor Helsinki Verletzungen erlitten. Stunden zuvor war auf der Internetseite "YouTube" ein Video unter dem Titel "Jokela High School Massacre - 11/7/2007" eingestellt worden. Dieses ist inzwischen gesperrt. Bei der Tat starben der Polizei zufolge fünf Jungen, zwei Mädchen und die Direktorin der Schule.
Ein Lehrer sagte, der Schütze sei systematisch vorgegangen und habe sich Klassenzimmer für Klassenzimmer vorgenommen. "Er klopfte an die Tür und schoss von der Tür aus", sagte Kim Kiuru, der sich aus dem Gebäude gerettet hatte. "Ich konnte es nicht glauben. Ein Schüler, den ich selbst unterrichtet habe, kommt auf mich zu, schreiend, mit einer Waffe in der Hand." Kiuru unterrichtete zu Beginn der Schießerei eine achte Klasse und sorgte dafür, dass seine Schüler durchs Fenster fliehen konnten. In dem Gebäude, in dem sich auch eine Mittelschule befindet, werden rund 500 Schüler unterrichtet.
"Alle ausradieren"
Auf dem Video im Internet ist zunächst ein Gebäude zu sehen, bei dem es sich offenbar um die Oberschule handelt. Es ist mit aggressiver Musik unterlegt und trägt als Absenderkennung die Bezeichnung "Sturmgeist89". Das gespielte Lied heißt "Stray Bullet", soviel wie "verirrte Kugel". Das Gebäudefoto löst sich dann in Stücke auf und dahinter erscheint das rot gefärbte Bild eines Mannes, der mit seiner Waffe auf die Kamera zielt. "Ich bin bereit zu kämpfen und für meine Sache zu sterben", heißt es in einer Mitteilung desselben Absenders. Er treffe eine natürliche Auswahl und werde alle ausradieren, die es nicht wert seien, der menschlichen Rasse anzugehören.
Die Polizei hatte die Schule am Mittwoch stundenlang umstellt. Ängstliche Eltern bangten vor den Absperrungen um ihre Kinder. Als ein Bus des Roten Kreuzes vor einem naheliegenden Gemeindezentrum einer Kirche überlebende Schüler absetzte, brach eine Mutter in Tränen aus. Sie hatte ihr Kind unverletzt durch die Fenster erspäht. "Das ist ein friedlicher Ort", sagte der Bürgermeister der rund 35.000 Einwohner zählenden Stadt. "So etwas ist noch nie geschehen und muss auch nicht erwartet werden." Ministerpräsident Matti Vanhanen drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und sagte, die Tat sei ein "extrem trauriges Ereignis".
Der Vorfall ist der folgenschwerste in Finnland seit einem Bombenanschlag auf ein Einkaufszentrum in Helsinki im Jahr 2002. Bei der Explosion des Sprengsatzes kamen damals der Täter und sechs weitere Menschen ums Leben. An finnischen Schulen ist Gewalt selten. Seit 1999 kam es Medienberichten zufolge zu vier Messerstechereien, bei denen niemand getötet worden ist.
Quelle
Calvin