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Kassandra

Barbie-Grufti

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 10 901

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1

Sonntag, 16. Dezember 2007, 16:04

[Lyrik] Heiner Müller : Die Gedichte

Ich stelle euch heute den ersten Band der Werkausgabe Heiner Müllers vor, welcher die Gedichte beinhaltet. Heiner Müller wurde vor allem als (DDR-)Dramatiker bekannt, auch heute noch wird er häufig aufgeführt, leider eher selten in den westlichen Ländern.
Die Gedichte kennen die wenigstens, was eigentlich wirklich schade ist, wurde er doch auch in den Film Poem aufgenommen, der wirklich nur herausragende Lyrik thematisiert.
Chronologisch geordnet ab dem Jahre 1949 präsentiert der Band uns viele Gedichte, in denen sich auch deutlich die persönliche und ideologische Entwicklung ablesen lässt. Beginnt die Lyrik noch sehr politisch und einseitig ist das Themenspektrum vor allem gegen Ende stark erweitert, schreibt er doch über seine eigene Krebserkrankung, der er 1995 erliegt, und auch über die Suizidversuche seiner Frau Inge, die es dann auch am 1.6.1966 schafft sich das Leben zu nehmen.
Sein lyrisches Werk ist durchzogen von einerseits politischen Inhalten aber auch von Liebe und Tod und macht es so zu einem bemerkenswerten Stück Literatur.

Meine Liebe ist stark,
wie das Feuer.
Wie der Nebel der die Städte heimsucht die asphaltenen
Wie die Sonne vor der die Landschaften nackt sind
Wie der Mond rollend über den Plätzen
Wie der Wind, der Trommler in den Bäumen
Wie der Wald aus dem die Särge gemacht sind.

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Leronoth

Kritischer Theoretiker

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2

Mittwoch, 19. Dezember 2007, 10:19

in welchen Kändern wird Heiner Müller denn primär rezipiert? meinst du in den Ex-Ostblock staaten, oder in weiter entfernten Regionen?

kannst du grob seine ideologische bzw. politische entwicklung skizzieren?

PS. Auch wenn ich dich glaube ich richtig verstanden habe wollte ich anmerken dass der Begriff "ideologie" nicht synonym zu "weltanschauung" oder "politische richtung" ist. Er bezeichnet eher einen objektiven Verblendungszusammenhang (wobei er ideengeschichtlich leider zu komplex für mich ist).
ich mag es nur nicht so wenn Begriffen ihre dynamik genommen wird indem ihre sprengkraft durch verallgemeinernde definitionen ersetzt wird. Bei Marx und Lukacs ist er ein Kampfbegriff, heutzutage ein Begriff der neutral auf alles passt [was aber schon in den 20er auffiel, als Mannheim (bzw. die ganzen Wissenssoziologen) den begriff universalisierten und den verblendungszusammenhang so totalisierten das ein richtiges bewusstsein gar nicht mehr denkbar wäre.]
Herz voll Leid und Missgeschick,
Das voll sehnsucht Eden sucht,
Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Leronoth« (19. Dezember 2007, 10:21)

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Kassandra

Barbie-Grufti

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3

Mittwoch, 19. Dezember 2007, 11:04

Wenn ich von Ländern spreche, spreche ich von Bundesländern... in den östlichen Bundesländern wird er häufiger gespielt, da wird er auch in der Schule gelesen, während das in den westlichen Ländern Deutschlands leider eher selten der Fall ist.
Mhm, politisch kann ich dazu gar nicht viel sagen, weil ich mich nie wirklich damit auseinandergesetzt habe, meine Lieblingswerke sind die, die alte Stoffe aufnehmen und diese neu aufarbeiten. Aber die Dramen seiner Anfangszeit sind noch sehr pro DDR und sehr unkritisch und von daher wirklich mit Vorsicht zu genießen. Interessanter sind wirklich die späteren Stücke, wenn sich das Themenspektrum erweitert.
Aber wenn man ihn politisch einordnen mag, müsste man ihn in eine Reihe mit seinem großen Vorbild Bertolt Brecht stellen, dessen episches Theater er auch erweitert.

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Leronoth

Kritischer Theoretiker

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Beiträge: 7 082

4

Mittwoch, 19. Dezember 2007, 11:42

ah okay, das hilft.

brecht hab ich nur wenig ahnung, sein ansehen steigt und fällt bei mir mit der tageslaune ;)
aber nun kann ich müller doch etwas besser einordnen. thx :)
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Baudelaire
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