Interessantes Thema.
Ich möchte anbei gerne ein politisch angehauchtes Beispiel bringen; eure Empfindungen hierzu wären mir sehr wichtig.
Zu Seiten einer friedlich-verschlafenen Straße am Rande einer Großstadt befinden sich circa 20 Häuser, deren Bewohner vorwiegend älter denn ein halbes Jahrhundert sind. Bis noch vor kurzer Zeit schätzten sich die Bürger des sogenannten Almenweges glücklich, in einer Straße zu leben, in der ausschließlich christliche Weiße wohnten - was in Großstädten bekanntlicherweise eine Seltenheit ist. Doch nun bevölkert eine Gruppe erfolgreicher Asylbewerber die Stadt, genauer: Sie finden ihre baldigen Unterkünfte in den mittlerweile zahlreich gewordenen, leerstehenden Bauten im Almenweg. Die Asylanten sind allesamt respektvoll & den Anwohnern gegenüber freundlich gesinnt. Aber: Sie sind von schwarzer Hautfarbe.
Die Senioren der Straße sind keineswegs zurückgeblieben. Sie akzeptieren & respektieren die Neuankömmlinge sehr wohl, sind bereit, freundschaftliche Nachbarschaften zu ersinnen & zur schnellen Eingewöhnung der Schwarzen beizutragen - all jenes nehmen sie sich vor: im Kopfe.
Doch mit dem Herzen sind die rechtschaffenen Bürger des Almenweges nicht ganz bei der Sache: Die Kriegszeit hat geprägt, der Nationalstolz bleibt existent - soll heißen, die Bewohner können
vom Gefühle her das plötzliche Dasein Andersfarbiger nicht hinnehmen. Der eigentliche Wunsch, der für sie all die Jahre eine Erfüllung gewesen war, ja, eine
Selbstverständlichkeit - scheint nun zerstört. Das passt natürlich nicht ins Bilde.
Einerseits sagt ihnen der Verstand: Wir heißen die neuen Bürger unserer Stadt bzw. Straße willkommen und bieten ihnen ein gerechtes Leben.
Andererseits meldet das Herz: Wir sind alle weiß. Haben wir nicht zu befürchten, die Schwarzen nehmen uns einen Teil unserer Kultur, unserer Würde?
Der Verstand versucht den Part des Gefühls zu widerlegen - das Herz spricht gegen die "Eindringlinge" des Vertrauten, gegen den Bruch der Einheit.
- Eventuell sieht sich der Ein' oder Andere in der Lage, mein Beispiel nachzuvollziehen; so ganz scheint's mir nicht gelungen, den Versuch zu repetieren, 's ist spät, ich unterliege der Müdigkeit.
Kennt ihr vielleicht sogar selbst ein solches Unbehagen?
Die Aspekte sind dieselben - doch stehen Geist & Gefühl gegeneinander.
Wie würdet ihr euch in dieser Situation fühlen, welches Vertrauen brächtet ihr auf - und welcher Part würde in eurem Schema Oberhand gewinnen?
[Ich bin imstande, ein allgemeineres Beispiel zu bringen, welches mir soeben einfiel; fragt danach, sofern sich Interesse zeigt.]
Eure Meinungen hierzu sind erwünscht.
Grüße
- Scarpatheria -