Aaaalsooo!
In der "katholischen" Kirche der Frühzeit (vor Luther) bildete sich schon sehr bald eine Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern heraus. Anfangs waren es dabei nur wenige Tage, erst im vierten Jahrhundert bildete sich die „Quadragesima“ (latein.: Zeitraum von 40 Tagen). 40 Tage deswegen, weil Jesus und auch Mose der Überlieferung nach 40 Tage gefastet haben. Grundsätzlich sind aber alle Speisen gottgemäß und haben nichts dämonisches an sich.
Fastenzeit in unseren Tagen wird vor allem unter dreierlei Aspekten betrachtet. Bezugnehmend auf Jesaja 53, 3-8 spielt der Dienst am Nächsten eine wichtige Rolle. Fasten bezeugt Solidarität des Fastenden mit Notleidenden und erhält damit eine soziale und politische Komponente.
Weiterhin erfährt der spirituelle Aspekt zunehmende Bedeutung. Fasten ist (angeblich) Beten mit Leib und Seele. Es führt zwar zuerst in eine Art Wüste, eröffnet aber Unabhängigkeit von inneren Zwängen und hilft dem Fastenden letztendlich, diese Welt zu übersteigen und teilzuhaben an der jenseitigen Welt Gottes.
Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde 1983 das Kirchenrecht in die Fassung "suo quisque modo" geändert. (lat.: Jeder auf seine Weise)
Zusammen mit den Bestimmungen der Deutschen Bischofskonferenz gilt derzeit, dass Aschermittwoch und Karfreitag Fasten- und Abstinenztage sind. Darunter zu verstehen ist eine einmalige Sättigung. Die Regel gilt für alle 18 - 60jährigen Katholiken, Kranke sind davon ausgenommen ebenso wie Menschen, die schwere Arbeit leisten müssen
Das soweit der christliche Hintergrund.
Wenn man allerdings heutzutage von Fasten spricht, dann meint man meist Heilfasten, dann ist man gar nichts. Also null komma null. Man trinkt dafür zwar wie ein Loch und holt sich die Vitamine, Mineralstoffe etc. aus den Getränken, aber man nimmt nichts festes zu sich.
Zu Beginn des Fastens verbraucht der Körper seine Kohlenhydratreserven, später die Eiweiße und erst nach einigen Tagen wird Fett abgebaut. Das Körpergewicht kann sich relativ schnell verringern. Nimmt man jedoch nach der Fastenzeit Ihre alten Essgewohnheiten wieder auf, baut der Körper Fettreserven schneller auf als zuvor. Fasten kann daher nur als möglicher Einstieg für eine Ernährungsumstellung genutzt werden, nicht aber zur dauerhaften Gewichtsreduktion.
Nicht fasten sollten übrigens Kinder, Schwangere, Stillende sowie Menschen mit Schilddrüsen-, Herzkreislauf- und Krebserkrankungen oder AIDS.
Nach den Leitlinien der Deutschen Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung sind dabei unverzichtbar: min. 2,5 l Flüssigkeit. Bestehend aus Wasser, Tee, Gemüsebrühen, Obst- und Gemüsesäften und ca. 30 g Honig pro Tag.
So, auch wenns lang war. Das erst mal als Hintergrund. Nicht dass irgendjemand unkontrolliert anfängt zu fasten und dann in eine handfeste Essstörung rutscht.
Meine Erfahrungen dazu: Ich hab es mal gemacht. Drei Mal im Wochenturnus. War ganz gut. Hab ca. 8 kg abgenommen in der Zeit. Dadurch, dass ich aber keinen Sport gemacht habe oder irgendwie trainiert, hatte ich danach ziemlich schlaffe Haut. Außerdem hab ich meine Ernährungsgewohnheiten null umgestellt. Mit dem Erfolg, dass ich ein Jahr später wieder alles drauf hatte. Ich kann es empfehlen, aber nur unter professioneller Anleitung, entweder bei nem Ernährungstherapeuten, oder beim Hausarzt oder auch bei HeilfastenleiterInnen. Es gibt auch spezielle Fastenkliniken. Aber das zahlt womöglich die Kasse nicht.
Gefehlt hat mir das Essen schon, aber es war auszuhalten. Ich hatte auf jeden Fall weniger Gelüste auf Süßigkeiten, als wenn ich normal gegessen habe.
Ich würde es auch nochmal machen, aber momentan hab ich einfach keine Lust aufs Essen zu verzichten. Außerdem nehme ich lieber normal ab. Fasten wäre bei mir trotz 30 kg Übergewicht übrigens keine Diät. Das würde ich aus "spirituellen" Gründen machen, dass ich dabei abnehme wäre ein angenehmer Nebeneffekt.
Als Gewichtsreduktion ist es ja wie gesagt auch nur zu empfehlen, wenn man sich durch das Fasten auf eine Ernährungsumstellung einstellt, ansonsten ist es eh zwecklos.
QIK
(Puh, wasn Haufen Text)
Kein Tag vergeht, ohne daß ich mich nicht aufgeregt hätte über Menschen,
die wirklich besser einen Goldfisch gekauft hätten.
Aber nein, es mußte ein Hund sein.
Dimidium facti qui coepit habet.
--Horaz