«Recht, nicht Rache»
Wien/Berlin (ddp). Der als «Nazi-Jäger» bekannt gewordene Simon Wiesenthal ist tot. Er starb im Alter von 96 Jahren in Wien, teilte das Simon Wiesenthal Center am Dienstag mit. Gemäß seinem Leitwort «Recht, nicht Rache» war der Holocaust-Überlebende nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Recherchearbeit an der Ergreifung von über 1100 Kriegsverbrechern beteiligt. Bundespräsident Horst Köhler würdigte ihn als einen großen «Kämpfer für die Gerechtigkeit».
Während des Zweiten Weltkriegs war Wiesenthal in insgesamt zwölf Konzentrationslager (KZ) deportiert worden. Sein Leidensweg endete in Österreich, als die Amerikaner das KZ Mauthausen am 5. Mai 1945 befreiten. Während des Holocaust ermordeten die Nazis alle seine Verwandten.
Nach dem Krieg widmete sich Wiesenthal zunächst im Auftrag der Amerikaner der Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern. Sein spektakulärster Fall führte 1960 in Israel zur Ergreifung des ehemaligen SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann, der die Vernichtung der Juden mit organisiert hatte.
Insgesamt 6000 Hinweisen ging Wiesenthal nach, um mit seiner Arbeit eine «Warnung für potenzielle Mörder von Morgen» zu geben. 1977 wurde das nach ihm benannte Zentrum in Los Angeles gegründet.
Bundespräsident Horst Köhler sagte, Wiesenthal habe es den Deutschen «ermöglicht, wieder in die Zukunft zu schauen». In dem Versuch, Recht zu verlangen und nicht Rache zu nehmen, könne Wiesenthal «auf Dauer ein gutes Vorbild» sein. Wiesenthal habe «die Erinnerung an die Ermordeten wach gehalten und für die Bestrafung vieler Täter gesorgt».
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hob hervor, dass Wiesenthal sich der Gerechtigkeit und dem Versuch verschrieben habe, «den Opfern des Holocaust Gesicht und Würde zurückzugeben». Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) würdigte Wiesenthal als «Anwalt der Ermordeten», der wesentlich dazu beigetragen habe, «dass die Deutschen sich - wenn auch verspätet - ihrer Geschichte stellten».
Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sagte, Wiesenthal habe sich «für Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit gegenüber Jedermann eingesetzt». Trotz seiner «persönlichen Heimsuchung» durch die Nationalsozialisten sei er «nie bitter geworden». Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Krista Sager hoben Wiesenthals «unermüdliches Anarbeiten gegen das Vergessen, Verleugnen und Verdrängen» hervor.
Der ehemalige Vizevorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, nannte Wiesenthal einen «gerechten und weisen Menschen», der mit seiner Recherchearbeit den Holocaust transparent gemacht und gezeigt habe, dass es viel zu abstrakt sei, von «den Nazis» zu sprechen. Der europäische Dachverband der Juden, der «European Jewish Congress», betonte, Wiesenthal habe 60 Jahre lang mit Mut und Überzeugung Nazi-Verbrecher gesucht und der Gerechtigkeit zugeführt.
(Quelle: www.yahoo.de)
Ich werde heute abend eine Kerze für ihn anzünden

Frieden seiner Seele, Ehre seinem Vermächtnis...