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ich

Meisterin

Registrierungsdatum: 28. Februar 2004

Beiträge: 1 992

Geschlecht: Weiblich

1

Dienstag, 13. Dezember 2005, 21:00

Einfach zum Nachdenken....

Nur die Augen "leben" noch

Nach einem Autounfall liegt Jochen, 25, aus Oeynhausen (NÖ) seit 3 Jahren im Wachkoma. Wie alle Wachkoma-Patienten, die nicht in der Familie betreut werden, landete er in einem Pflegeheim. Doch seine Mutter möchte ihn ins Leben zurückführen. Mit anderen Betroffenen kämpft sie um ein eigenes Wachkoma-Haus mit Spezialbetreuung. 400 Menschen ins unserem Land, vor allem Junge fallen jährlich in diesen Zustand.


Anmerkung von Jochens Mutter:
Leider konnten wir es nicht verhindern, dass der Ausdruck "nur die Augen leben noch" und "fünf verdrehte Körper" im Artikel erschienen sind. Wir konnten es nicht mehr ändern ....


Jochen ist einer von fünf Patienten im Zimmer des Pflegeheims. Fünf verdrehte reglose Körper. Das einzige, was zu leben scheint, sind die Augen. Sie schauen und sie bewegen sich - sind das einzige Verständigungsmittel. "Einmal zwinkern heißt ja", erklärt Jochens Mutter, "zweimal zwinkern nein".

Neben jedem Bett hängen Fotos an der Wand, die zeigen, wie es früher einmal war. Die Frau im Bett rechts neben Jochen war eine fesche Rothaarige, bis ein eifersüchtiger Mann sie ins Koma schlug, die Frau links war strahlende Omi bis zum Schlaganfall. Und die jungen Männer gegenüber haben ihre Gesundheit durch Unfälle verloren.

Jochen auch. Vor drei Jahren kam der 25jährige EDV-Techniker kurz vor Weihnachten vom letzten Kunden nicht heim. "Bald nach der Auffahrt auf die Semmering Autobahn ist er mit dem Firmenauto auf Glatteis ins Schleudern gekommen", erzählt Uschi Obermeier seine Mutter, "und gegen die Leitplanke geprallt."

Hirnblutung sagten die Ärzte und 3 Wochen später äußerten sie die Befürchtung: "Es könnte ein Wachkoma werden".

"Aber ich war sicher: Mein Kind wacht schon wieder auf".

Als es nach sieben Monaten Rehabilitation hieß: "Es bleibt nur mehr das Pflegeheim", musste Jochens Familie den Tatsachen ins Auge sehen: "Wir wollten ihn heimnehmen, aber wir haben zu wenig Platz. Wir sind auf der Suche nach einem größeren Haus, aber es ist alles so teuer."

Uschi Obermeier streichelt ihrem Sohn über die Wangen. "Gehts dir gut?" Er zwinkert einmal.

Die Oma ist auch da. In die Spritze, die sie ihm gleich über die Magensonde verabreichen wird, hat sie selbstgepressten Vitaminsaft gefüllt. "Apfel, Karotte und Orange", preist sie an. Er kann´s nicht "schmecken", aber sie ist sicher, dass ihr Enkel sie versteht.

Die beiden Frauen wirken nicht bedrückt. Die Oma kann sogar lachen als sie erzählt, dass sie Jochen gerade erst halb rasiert hatte, als er zur Musik-Therapie (siehe Bild) abgeholt wurde. "Je mehr man sich auf die Situation einlässt, desto besser kann man sie ertragen", meint sie. Am Anfang freilich, war der Schmerz über das Schicksal des Kindes und Enkels oft so groß, dass die Mutter Herzbeschwerden hatte und die Oma vor "zittriger Knie" nicht in die Straßenbahn einsteigen konnte. Und die Festtage, Geburtstage, Weihnachten, sind "noch immer tränenreich".

"Auch wenn, so wie jetzt, ein Freund vom Jochen geheiratet hat, denkt man schon: das werden wir nie erleben", seufzt die Mutter. Aber im Großen und Ganzen hat die Hoffnung gesiegt: "Ich bin überzeugt, dass man Patienten bei entsprechender Therapie aus dem Wachkoma führen kann", so Uschi Obermeier.

Jochen liegt seit zwei Jahren in einem Pflegeheim. Für die meisten Wachkoma-Patienten, die nicht daheim untergebracht werden können, gibt es bisher nur die Pflegeheime als Endstation. Junge Wachkoma-Patienten inmitten von alten Leuten, die Bedürfnisse gehen vollkommen auseinander.

"Hier im Heim", so Uschi Obermeier, "gibt es wenigstens seit kurzem eine eigene Wachkoma-Station. Das Personal ist sehr engagiert".

Aber für die Therapien die ihr Sohn benötigt, wie Logopädie, Ergo-Therapie und Physio-Therapie muss Uschi Obermeier, die noch eine 13jährige Tochter hat, großteils selber sorgen. Nicht jeder Angehörige hat diese Möglichkeiten. Um wirklich auf größere Fortschritte hoffen zu können, müssten die Therapien noch intensiver sein. "Ein eigenes Wachkoma-Haus wäre mein größter Wunsch", so die Mutter. Sie denkt dabei an Deutschland, wo Dietmar Baumhof, ein Privatmann, vormacht, wie man mit intensiven Spezialtherapien in einer eigenen Klinik große Erfolge haben kann.

Uschi Obermeier gehört dem Verein "Hope" an, der so ein Projekt auch für unser Land plant. Initiator ist Thomas Bolzer, ein diplomierter Krankenpfleger im Wiener Otto-Wagner-Spital, der Wachkoma-Patienten in der Rehabilitation betreut, also bevor sie an die Pflegeheime "verschickt" werden. "Der Gedanke, dass viele meiner Schützlinge dann nur mehr sozusagen aufgehoben werden, tut mir weh". Deshalb sein Kampf für ein Projekt á la Baumhof. "Der Mann hat nach dem Tod seiner Tochter, die auch im Koma lag, sein Haus in eine Klinik umgebaut und betreut dort 6 Betroffene".

"Die Erfolge sind beeindruckend", weiß Bolzer, "Patienten können wieder ins Familienleben, manche sogar ins Arbeitsleben integriert werden".

Kontinuierlich sehr viele Reize setzen, das ist das Wichtigste für den Patienten, weiß Bolzer. Für ein Wachkoma-Haus Standort Bruck/Leitha gibt es schon alle Pläne. Das Geld, 1,2 Millionen Euro gibt es noch nicht. "Aber wir kämpfen. Um Zuschüsse und Spenden. Das Haus sollte auch ein Zentrum sein, um Pflegepersonal und Angehörige aus ganz Österreich zu beraten".

400 Menschen erleiden jährlich das Schicksal eines Wachkomas. Über die Hälfte davon sind unter 40 Jahre. Die Medizin kann immer mehr Gehirnverletzte am Leben erhalten. Was aber mit diesen Behinderten geschieht, ist eine andere Frage.

"Am Anfang", so Uschi Obermeier, "hab ich zeitweise gedacht: Vielleicht wär´s für den Jochen besser gewesen, man hätt´ ihn nicht retten können. Das muss ich ehrlich zugeben. Jetzt bin ich dankbar, dass es ihn noch gibt."

Und jeder neue Tag bringt neue Hoffnung: Und vielleicht ist grad morgen der Tag, an dem ihr größter Wunsch erfüllt wird. Dass Jochen endlich etwas sagt. "Mama, ich hab Durst zum Beispiel..."

M.Berger / Die Ganze Woche

Flehen um ein anderes, besseres Sein


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ICH
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Elen

Elbenkriegerin

Registrierungsdatum: 23. Dezember 2003

Beiträge: 2 982

2

Dienstag, 13. Dezember 2005, 21:48

Naja... ich persönlich vertrete ja die Meinung, dass der Mensch, was die lebenserhaltenden Massnahmen (vor allem im ersten Moment) anbetrifft, bereits viel zu weit gegangen ist. Und nur weil die Angehörigen der Meinung sind, dass es "besser ist" für den Patient, muss das nicht stimmen... manchmal sagt ihnen, hart ausgedrückt, ihr Egoismus, dass der Patient noch Lebenswille hätte, weil sie es sich einfach selbst so sehr wünschen. Ein Fall wie dieser, wo die Patienten über Zwinkern kommunizieren können, ist gerade für den Zustand des Wachkomas ausgesprochen ungewöhnlich. In der Regel gibt es überhaupt keine Kommunikationsmöglichkeit, noch nicht einmal ein nachgewiesenes (!) Bewusstsein.
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Kasmodiah

Dea ex machina

Registrierungsdatum: 26. September 2003

Beiträge: 3 200

Geschlecht: Weiblich

3

Dienstag, 13. Dezember 2005, 21:58

Dieser Fall erinnert mich sehr stark an den von Terri Schiavo aus den USA. Falls es noch jemand weiß, diese Frau lag 13 Jahre lang im Wachkoma, ohne die Chancen jemals wieder gesund zu werden, bzw, das Bewusstsein zu erlangen und bis zuletzt stritten ihr Ehemann und ihre Familie darum, was man in diesem Falle tun sollte.
Ihr Ehemann war dafür, ihr die Schläuche zu entfernen und sie hart ausgedrückt sterben zu lassen (wobei dies meiner Einschätzung nach besser war...) wohingegen ihre Eltern, ähnlich wie die Mutter dieses jungen Mannes, dagegen waren, da sie bis zuletzt glaubten, ihre Tochter könne wieder gesund zu werden.

Naja, jedenfalls hat ihr Ehemann es dann durchsetzen können, dass sie ihr die Schläuche entfernt haben und sie dann schon nach relativ kurzer Zeit gestorben ist...



@Elen:

Wie es aussieht, vertreten wir da ähnliche Ansichten zu diesem Thema...
Aber das ist wirklich seltsam... hm, vielleicht ist er ja "nur" gelähmt und nicht im Wachkoma??

In jedem Falle eine grausige Vorstellung x)

Ich glaub, ich geh demnächst los und hol mir ne Patientenverfügung, die "Maßnahmen" wie diese verhindert, für den Fall, dass ich jemals ins Wachkoma oder einen ähnlichen Zustand fallen sollte. Weiß irgendjemand, wohin man sich da wenden kann?
The hardest thing in this world is to live in it.
Be brave.
Live.

“Man muss vor nichts im Leben Angst haben, wenn man seine Angst versteht.” [Marie Curie]
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Lullaby

Profi

Registrierungsdatum: 24. August 2004

Beiträge: 756

4

Dienstag, 13. Dezember 2005, 22:41

schauderhaft.. man vegetiert einfach so vor sich hin, kann garnichts machen.. kann man dann noch im vollem umfang denken? kann man nur daliegen und warten, bis der körper auf einmal wieder ein bisschen mehr funktioniert? schrecklich.. das wäre wohl der schlimmste zustand, den ich mir vorstellen könnte, falls ich es richtig verstanden habe..
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ich

Meisterin

Registrierungsdatum: 28. Februar 2004

Beiträge: 1 992

Geschlecht: Weiblich

5

Dienstag, 13. Dezember 2005, 22:54

@Kasmodiah....gib "Patientenverfügung " bei Google ein.

Ich schließ mich voll an.
Flehen um ein anderes, besseres Sein


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ICH
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Webpoet

Profi

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Beiträge: 1 441

Geschlecht: Männlich

6

Mittwoch, 14. Dezember 2005, 10:27

Ja, ich denke auch, das es in einem solchen Fall besser wäre zu sterben.
Und zum Thema Patinentenverfügung so muß man leider sagen, dass diese für einen Arzt leider nicht verpflichtend sind. Wenn der Arzt sagt er will die Maßnahmen nicht beenden und die Angehörigen es auch nicht wollen ist er in keiner Weise daran gebunden. Traurig, aber wahr.
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Elen

Elbenkriegerin

Registrierungsdatum: 23. Dezember 2003

Beiträge: 2 982

7

Mittwoch, 14. Dezember 2005, 12:54

Das ist ZUM GLÜCK in der Schweiz anders.
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HijaDeLaLuna

Mrs. Brainshaker

Registrierungsdatum: 27. September 2003

Beiträge: 2 365

Geschlecht: Weiblich

8

Mittwoch, 14. Dezember 2005, 16:57

Ich finde es nicht gut in so einem Fall die Menschen einfach sterben zu lassen.
Ich meine, wie man sieht, gibt es gewisse Reize die Wachkomapatienten doch noch wahrnehmen können oder mit Therapien vielleicht wieder wahrnehmen könnten.

Aber wozu das ganze... bringen wir sie doch lieber um.

Luna.
Es ist ein alter Gedanke:
je schärfer und unerbittlicher wir eine These formulieren,
desto unwiderstehlicher ruft sie nach der Antithese.

Hermann Hesse
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Webpoet

Profi

Registrierungsdatum: 8. März 2004

Beiträge: 1 441

Geschlecht: Männlich

9

Mittwoch, 14. Dezember 2005, 17:55

Das Hauptproblem liegt eher darin, dass nicht die Leute selbst das entscheiden, sondern andere. Vielleicht würden Sie viel lieber sterben wollen. Und längst nicht alle Wachkomapatienten reagieren so auf Reize von außen.
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Celest

Profi

Registrierungsdatum: 25. Oktober 2003

Beiträge: 979

Geschlecht: Weiblich

10

Mittwoch, 14. Dezember 2005, 18:22

Da es keine Garantie ist, kann man sich lang drum streiten, ob Therapie oder nicht. Wenn ich unter keinen Umständen das Geld hätte für eine solche Therapie und ohne diese die chance der Heilung mehr als gering wäre, würde ich auch für das Abschalten der Maschinen stimmen.
Denn warum sollte ich jemanden in diesem qualvollen Zustand am Leben halten, wenn die Aussicht auf Besserung gleich null ist? Die reinste Folter...
Dass man am Forschen ist, ist natürlich toll.
Allerdings möchte ICH nicht mit Maschinen am Leben erhalten werden - nicht einen Tag. Wenn mein Körper meine Seele freigibt, dann nicht, damit andere sie wieder einfangen... (mal bildnerisch gesprochen)
"Die Wahrheit ist ein eigenartiges und recht seltenes Phänomen.
In der Badewanne der Geschichte ähnelt sie einem Stück Seife, das man nur mit Mühe festhalten kann - vorausgesetzt, man findet es überhaupt."
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