[Theaterstück] Arthur Miller – Hexenjagd
Seltsames geht vor sich im kleinen Städtchen Salem an der amerikanischen Ostküste im Jahre 1692. Mehrere Kinder zeigen Symptome einer unerklärlichen Krankheit, die Ratlosigkeit ist groß. Da scheint es nur eine willkommene Erklärung zu sein, als einige der Kinder mehrere Frauen der Stadt bezichtigen, sie verhext zu haben. Die Ursache allen Übels scheint hiermit gefunden zu sein und bald laufen- unterstützt von der Mehrheit der Bevölkerung- die ersten Hexenprozesse an. Das Misstrauen unter den Bewohnern wächst, man belauert sich gegenseitig, um von der Norm abweichendes Verhalten zu entdecken und zu ahnden.
Währenddessen erfährt der Leser von den Wurzeln des Hexenwahns: Neid und (materielle) Eifersucht sowie diverse andere unterschwellige Konflikte (Streitigkeiten um Landbesitz; Neid auf das vermeintlich unrechtmäßige Familienglück der Nachbarn, sowie eine von komplizierte, von Misstrauen, unterdrückter Aggression und Skrupellosigkeit geprägte Dreiecksbeziehung innerhalb der Ehe zweier Hauptfiguren) haben die Situation eskalieren lassen.
Die Angst der Menschen vor einer Bedrohung durch Zauberei sowie individuelles Machtstreben machen den Weg frei für die Hexenprozesse, die sich 1692 tatsächlich so zugetragen haben (auch wenn diverse Protagonisten erfunden, bzw. abgeändert wurden) .
Hintergründe:
Arthur Miller schrieb das Theaterstück, das im Original „The Crucible“ heißt, als Parabel auf die Kommunistenverfolgung unter Senator McCarthy Mitte der 50er Jahre in den USA. Seine Motivation war teils private Natur: einige Kollegen und Freunde von ihm waren davon selbst betroffen, als sie aufgrund ihrer (tatsächlichen oder nur vermuteten) politischen Ansichten Probleme bekamen (Berufsverbot, gesellschaftliche Ächtung, etc.) Aus dieser Situation heraus entstand 1952 „Hexenjagd“, das ein Jahr später auf dem Broadway zum ersten Mal aufgeführt und 1996 mit Winona Ryder und Daniel Day-Lewis verfilmt wurde.
Persönlicher Eindruck:
Ich habe „Hexenjagd“ (auf Englisch natürlich) in der 13. Klasse im Englisch-LK gelesen und war sofort von diesem Buch angetan, zum einen aufgrund meines Interesses an den historischen Prozessen in Salem, zum anderen aber auch, weil ich mehr über die Hintergründe, nicht nur des Autors selbst, sondern auch über die allgemeine Situation in den 50er Jahren erfahren wollte. Das Buch lässt sich ziemlich leicht lesen, da Miller nicht den Sprachstil des 17. Jahrhunderts verwendet, sondern sich der Sprache seiner Zeit bedient, was das Verständnis durchaus erleichtert.
Es ist spannend geschrieben und auf jeden Fall sehr lesenswert, auch weil man beim Lesen sogar Parallelen zur heutigen Zeit ziehen kann (wie mein Lehrer es formulierte, „wenn ihr mal als ein Gedankenexperiment einfach „Kommunisten“ durch „Terroristen“ ersetzt, werdet ihr sicherlich gewisse Ähnlichkeiten entdecken…“)
„ (...) „Hexenjagd“ ist ein Stück über den Hexenwahn in der frühen Neuzeit, aber es ist auch ein Stück über gesellschaftliche Erscheinungen, die in unserer Zeit immer wieder auftreten können. Es wendet sich gegen Angst und Massenwahn, gegen Denunziation, Gesinnungsschnüffelei und gegen den Missbrauch politischer Macht.“
The hardest thing in this world is to live in it.
Be brave.
Live.
“Man muss vor nichts im Leben Angst haben, wenn man seine Angst versteht.” [Marie Curie]