Vor 7 Wochen ereilte mich die erfreuliche Nachricht, dass Samael Anfang Juni ein neues Album herausbringen. Nachdem ich mir "Reign of Light" (2004) schon bis zum Umfallen angehört hatte, war ich von dieser Nachricht natürlich begeistert und fieberte der neuen Platte "Solar soul" entgegen. Das neue Album erschien erstmals unter Samaels neuem Label "Nuclear Blast" und, so erhoffte ich es mir, sollte nadlos an "Reign of Light" ansetzen. Songs, wie "On Earth" und "Reign of Light" laufen selbst 3 Jahre nach Veröffentlichung noch bei mir täglich rauf und runter.
Was ich mit Spannung erwartet habe, begann jedoch mit einer derben Enttäuschung!
"Samael" machten auf sich aufmerksam, in dem sie Black Metal mit Melodic Death kombinierten. Gemischt mit düsteren Backgroundklängen ergab es eine neue Stilrichtung, die man bisher nur dieser Band zuschreiben konnte: Athmospheric Metal!
Während Samael bei ihrem Opener "Solar soul", gleichnamig mit dem Albumtitel, schon ein Feuerwerk abbrannten, flacht das Album in den folgenden Songs mehr und mehr ab. "Solar soul" knüpft wahrlich an "Reign of Light" an. Nicht nur der ergreifende Sound ist beibehalten worden, sondern auch der Speed und die gewaltige Stimme des Sängers Morph!
Doch so genial dieses Lied auch klingen mag, so bahnte sich eine große Enttäuschung an. Die folgenden Lieder ("Promised Land", "Slavocracy" und "Western Ground") offenbaren eine Entwicklung der Band, welche für einen absoluten Samael-Fan, wie mich, eher erschreckend ist. Die Drums verschwinden im Hintergrund, hingegen gibt das Keyboard den Ton an. Die Athmosphäre weicht der melodischen Ader Samaels. Das, was die Band ausmachte, verschwand vollkommen. Es hörte sich schon - ja, man darf es so abwertend sagen - massentauglich an! Noch erschreckender: Wer eine kraftvolle und dunkle Stimme a la Morph erwartet, wird hier schwer enttäuscht! Auch die Stimme Morphs weicht dem neuen "Glanz" Samaels. Abgehackt und unfertig klingen diese 3 Stücke, welche man möglichst meiden sollte.
Wer an dieser Stelle aufhört zu lesen oder gar zu hören, der verpasst dafür um so mehr! Während ich schon am überlegen war, das Album in den Müll zu werfen und zu ignorieren, dass diese Scheibe von Samael stammt, legt die schweizer Band nach. Mit "On the rise" beginnen Samael die Mittelstücke des Albums und zeigen wahrlich das Herz der "Solar Soul". Wem bei "On the rise" kein Schauer über den Rücken läuft, der ist entweder Tokio Hotel Fan oder hat seine Anlage nicht laut genug aufgedreht! Gerade bei diesem Stück, welches das Glanzlicht des Albums darstellt, dringt die Athmosphäre wieder durch, die Gitarren erzeugen eine aggressive, doch zugleich düstere, Stimmung, während Morph mit seiner gewaltigen Stimme die Herzen der Headbanger erobert! Das Stück "On the rise" ist eine gelungene Mischung aus den früheren Werken "The cross" und "Telepath".
Es folgt "Alliance", welches in der Athmosphäre sogar noch zulegen kann. Morphs Stimme war in diesem Stück so durchdringend, wie man es seit "Shining Kingdom" nicht mehr gehört hatte! Schon zu diesem Zeitpunkt hat sich der Erwerb des Albums "Solar Soul", trotz den 3 verhunzten Stücken, eindeutig bezahlt gemacht! Doch Samael wären nicht schon 20 Jahre im Geschäft, wenn sie das nicht noch steigern können: Mit "Suspended time" setzten Samael einen absoluten Meilenstein auf "Solar Soul"! Hierüber Worte zu verlieren, werden diesem Lied nicht gerecht, denn die eindringliche Stimmung, in der der Hörer versetzt wird, kann nicht wiedergegeben werden. Unterstützt durch eine weibliche Stimme treiben es Samael auf den Höhepunkt. Dieses Stück ist auch zugleich mein "Favorite Song of Solar Soul", weil es typisch für Samael ist: Undefinierbar genial!
Während man sich jetzt auf dem Höhepunkt befand, treiben Samael mit "Valkyries new ride" den Speed voran. Schwerfällige, düstere Klänge sind in diesem Lied nicht zu finden, dafür ist es das richtige Stück zum erbarmungslosen Headbangen - genau das, was bislang auf dem Album fehlte. Leider ist "Valkyries new ride" auch der letzte erwähnenswerte Song auf "Solar Soul", da "Ave !" sich eher anhört, wie eine schlecht aufbearbeitete Version von "Liquid Soul Dimension". "Quasar waves" hat zwar, mit seinen orientalischen Klängen, einen interessanten Touch, doch ist allenfalls "nett zum anhören", als wirklich ein musikalischer Höhepunkt. Das letzte Lied auf dem Album, "Olympus", ist gar so missraten, dass man schnell wieder zum ersten Titel springen sollte.
Insgesamt bekommt man auf "Solar soul" wieder ein neues Gesicht von Samael präsentiert. Für Fans der Band ist diese CD der wichtigste Neuerwerb 2007, für Freunde des Metals ein sehr guter Tipp, für den "Within Temptation und Nightwish Massenwahn" eine interessante Alternative, für alle Anderen wohl eher nicht zu empfehlen.
Wer sich dieses Jahr aufs Wacken Open Air begibt, darf sich die Lieder von "Solar Soul" sogar live zu Gemüte führen, denn dort werden Samael auftreten und der deutschen Metalgemeinde richtig einheizen. Wer nicht zum Wacken Open Air fährt, kann sich das Album "Solar soul"
ab dem 1. Juni im Handel kaufen. Doch Vorsicht: Bewaffnet euch mit ausreichend Bier, denn der Ansturm auf diese CD dürfte nicht zu knapp ausfallen.