Begleitet von Zweifeln und Kritik am Krieg in Afghanistan ist US-Präsident Barack Obama in Oslo eingetroffen, um den Friedensnobelpreis entgegenzunehmen. Nach der feierlichen Verleihung im Rathaus der norwegischen Hauptstadt am Mittag sind am Abend auch Demonstrationen von Kriegsgegnern und Friedensgruppen geplant. Es wird damit gerechnet, dass Obama in seiner Rede zur Preisvergabe das Thema Afghanistan direkt anspricht. Die zusätzliche Entsendung von 30.000 US-Soldaten war erst vergangene Woche angekündigt worden. Auch von den NATO-Verbündeten erwartet Obama mehr Soldaten - angeblich bis zu 2500 allein aus Deutschland.
Im Beisein von König Harald V. wird dem US-Präsidenten im Rathaus der norwegischen Hauptstadt der mit umgerechnet rund einer Million Euro dotierte Preis überreicht. Am Abend ist ein festliches Bankett mit dem Königspaar vorgesehen. Der US-Präsident wollte sich nur etwas mehr als 24 Stunden in dem Land aufhalten; gewöhnlich dauern die Feierlichkeiten um die Vergabe des Friedensnobelpreises drei Tage.
Andere Kandidaten hätten "ohne Zweifel" den Preis wohl mehr verdient, räumte Obama bei einer Pressekonferenz mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg ein. Er versprach eine auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtete Außenpolitik, die sich für Frieden und Stabilität in der Welt einsetze. Oberstes Ziel sei aber nicht, einen "Popularitätswettbewerb" zu gewinnen, sondern die Interessen seines Landes durchzusetzen.
Stoltenberg rühmte Obama dagegen als angemessenen Preisträger: "Ich kann an niemand anderen denken, der im Laufe des vergangenen Jahres mehr für den Frieden getan hätte." Das Nobelkomitee hatte die Auszeichnung für den US-Präsidenten mit dessen "außergewöhnlichem Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Zusammenarbeit zwischen den Völkern" begründet. Hervorgehoben wurde insbesondere Obamas Vision einer Welt ohne Atomwaffen.
Bereits die Bekanntgabe des Preisträgers am 9. Oktober war in den USA und international kritisiert worden. Obama habe während seiner bisher nicht einmal einjährigen Amtszeit noch wenig Konkretes erreicht, sagten Kritiker. In einer Umfrage sagten jüngst 66 Prozent der Amerikaner, dass Obama den Preis nicht verdient habe. Auch die US-Friedensbewegung sieht die Ehrung Obamas als "ein bisschen verfrüht" an.
Der gut 24-stündige Kurzbesuch Obamas in Oslo stößt aber nicht nur wegen seiner Entscheidung zu einer Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes auf Kritik. Die norwegische Öffentlichkeit sieht es auch als unhöflich an, dass Obama das traditionelle Mittagessen des Nobelpreisträgers mit dem König abgesagt hat. Der Präsident wolle sich auch in Oslo seinen Regierungsgeschäften widmen, hieß es aus dem Weißen Haus.
Massive Sicherheitsmaßnahmen in Oslo
Zusammen mit seiner Frau Michelle und mehreren hundert Mitarbeitern, Journalisten und Sicherheitskräften war Obama am Vormittag in Oslo eingetroffen. Die Präsidentenmaschine Air Force One landete auf dem Flughafen der norwegischen Hauptstadt.
Der Besuch wird von massiven Sicherheitsmaßnahmen begleitet, wie sie Norwegen so noch nicht erlebt hat. Über 2000 Polizisten sind im Einsatz, dazu 200 US-Spezialagenten. Scharfschützen bewachen die Innenstadt Oslos, Hubschrauber sichern den Luftraum.
Obama fliegt nur für die Nobelpreis-Zeremonie nach Oslo und kehrt am Freitag bereits wieder nach Washington zurück. Ein ursprünglich vorgesehener Auftritt beim Weltklimagipfel in Kopenhagen wurde gestrichen. Obama wird nun erst zur Endphase der Klimakonferenz am 18. Dezember nach Kopenhagen fliegen.
Quelle
Was sagt ihr dazu? Findet ihr diesen Friedensnobelpreis für Obama gerechtfertigt? Ist es wirklich noch zu früh? Hat er ihn überhaupt "verdient"?