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ich

Meisterin

Registrierungsdatum: 28. Februar 2004

Beiträge: 1 992

Geschlecht: Weiblich

1

Samstag, 6. Januar 2007, 21:24

Verblüffend....Ausländerfeindlichkeit mal anders....

"Geht doch heim ins Reich"

Wer zum Studieren oder Arbeiten in die Schweiz geht, fängt sich schon mal derbe Sprüche. Das freundliche Bergvolk kann auch anders: Deutsche sind dort viel weniger beliebt, als sie selbst glauben - und die Einwanderer rivalisieren mit den Schweizern um die besten Jobs.


Bern - Als Marc Beermann zum Studium in die Schweiz kam, freute er sich: "Ich dachte, es würde wie die Rückkehr des verlorenen Sohnes sein." Seine Mutter stammt aus der Westschweiz, sein Vater aus Deutschland. Aufgewachsen ist er in Düsseldorf.
Dann kam er an die Universität St. Gallen - und alles war anders, als er sich das vorgestellt hatte: "Es war schwer, mit den Schweizer Mitstudenten in Kontakt zu treten."
Abends sei er mehrmals nicht in Clubs eingelassen worden, mit der Begründung, er sei Deutscher. "Es war ein Schock für mich. Ich dachte, die Schweizer würden mich mit offenen Armen empfangen."


Wie Beermann hat auch der Unternehmensberater Maximilian Fenske in St. Gallen studiert - und Ähnliches erfahren. Besonders schwer sei es am Anfang gewesen, als er noch kein Schweizerdeutsch verstand.
"Selbst wenn ich darum bat, Hochdeutsch zu sprechen, fuhren viele in Schweizerdeutsch fort." Auch offene Ablehnung hat Fenske erlebt. So erinnert er sich an den Spruch: "Geht doch heim ins Reich" - auf dem Fußballplatz der Uni, als es zwischen Deutschen und Schweizern um die Platzbelegung ging.

Die meisten Deutschen können sich solche Episoden nicht vorstellen. "Die Deutschen wissen nicht, wie sie in der Schweiz gesehen werden", sagt Jens Wiese. Der IT-Spezialist lebt seit sechs Jahren in der Schweiz und ist Autor eines Blogs, der sich mit den Tücken des Schweizer Alltags befasst.

"Viele Schweizer betrachten die Deutschen als arrogant", sagte er. Andererseits herrsche bei den meisten Deutschen die "große Ahnungslosigkeit": Zumeist haben sie eine völlig falsche Vorstellung vom Land und finden die Sprechweise der Schweizer amüsant. Und sie gehen davon aus, dass die Mentalität von Schweizern und Deutschen die gleiche ist.

"Behauptung des Kleinen gegen das Große"

Dabei - so Wiese - sei die Schweiz sozusagen ein anderer Kulturkreis. "Die Schweizer haben ein starkes Harmoniebedürfnis.
Sie sind weniger direkt und weniger hierarchisch." Auf deutsche Einwanderer lauern einige Fettnäpfchen. Etwa, wenn sie laut reden oder sich mit dem für Schweizer Ohren zu saloppen "tschüs" verabschieden.

Historisch betrachtet sind Feindseligkeiten allerdings nicht neu. Der ehemalige Schweizer Botschafter in Berlin, Thomas Borer, weiß, dass sie lange zurückreichen: "Bereits im 15. Jahrhundert schimpften die Eidgenossen auf die 'Sauschwaben'."

Während des Zweiten Weltkriegs habe die Abneigung gegen die Deutschen ihren Höhepunkt erreicht. "Das hat vor allem die ältere Generation zutiefst geprägt", sagt Borer. Heute empfindet er den Anti-Deutschen-Reflex als viel schwächer ausgeprägt.

"Ich denke, dass es heute einfach um die Behauptung des Kleinen gegen das Große geht." Es könne jedoch sein, dass sich in letzter Zeit die Animositäten wieder verstärkten, weil viele Schweizer um ihren Arbeitsplatz fürchteten.

Im August letzten Jahres waren insgesamt 166.146 Deutsche in der Schweiz registriert - damit liegen sie an vierter Stelle hinter Portugiesen, Serben und Italienern. Einerseits füllen Deutsche einfach Lücken auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, sei es in der Gastronomie, auf der Baustelle oder in der Pflege.
Andererseits sind viele von ihnen überdurchschnittlich ausgebildet und arbeiten in der Schweiz als Ärzte, bei Banken, Versicherungen, als Uni-Professoren oder in der Beraterbranche.

In der Schweiz finden die Deutschen den persönlicheren Umgang und die größere Loyalität angenehm, wie Jens Reufsteck von der Recruitment-Firma Hobsons erklärt. Hauptsächlich machten die Schweiz aber die höheren Löhne und die niedrigeren Steuern attraktiv.


Einwanderer mit Selbstbewusstsein

"Einmarsch der Deutschen" oder "Deutsche lieben unsere Jobs": Mit diesen Überschriften kommentierten Schweizer Tageszeitungen im Sommer die Einwanderungsstatistik.

Sie zeigte, dass Deutsche die am schnellsten wachsende ausländische Bevölkerungsgruppe in der Schweiz sind. 2003 kamen rund 7000 zum Arbeiten ins Nachbarland, 2005 schon 13.800. Seitdem schreiben die Zeitungen von der "Neuen deutschen Welle".

Eine Studie des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft vom letzten Juni zeigt zwar, dass die Zuwanderer aus der EU kaum Schweizer von ihren Arbeitsplätzen verdrängt haben dürften. Trotzdem wächst die Konkurrenz.
Reufsteck zufolge haben deutsche Bewerber in einigen Bereichen den Schweizern etwas voraus: Meist könnten sie in ihrem Lebenslauf mehr Berufserfahrung und Auslands-Praktika ausweisen und stellten sich im Vorstellungsgespräch mit einem gesunden Selbstvertrauen vor, so Reufsteck.

Im Alltag gibt es mitunter Anfeindungen, mit denen Deutsche nicht rechnen - sie halten Schweizer für eher freundlich und gemütlich.

Ein seltsames Erlebnis hatte zum Beispiel Jeannette Krauth: Die Berlinerin kam als Austausch-Journalistin für einen Monat nach Zürich. An einem Sonntag wurde ihr Hund im Park von einem anderen Hund gebissen.
In der Eile hatte sie beim Tierarzt nicht genügend Bargeld dabei, sagte ihm das aber vor der Behandlung. Und gab ihm damit das Stichwort für eine regelrechte Schimpftirade gegen die Deutschen. "Zehn Minuten hat er sich vor mir aufgebaut und ließ sich nicht bremsen", sagt Krauth.
Es war das erste Mal, dass ihr persönlicher Ausländerhass entgegengebracht wurde. Trotzdem, sagt die Journalistin, seien ihre Erlebnisse in der Schweiz überdurchschnittlich positiv gewesen.

Von Anna Imfeld, AP

© SPIEGEL ONLINE
Flehen um ein anderes, besseres Sein


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ICH
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HijaDeLaLuna

Mrs. Brainshaker

Registrierungsdatum: 27. September 2003

Beiträge: 2 365

Geschlecht: Weiblich

2

Montag, 8. Januar 2007, 12:45

Hm,

also ich selbst wohne ziemlich nah an der Schweizer Grenze, mein Freund wohnt derzeit in der Schweiz und ich muss schon sagen, ohne das jetzt fies zu meinen, dass die Schweizer schon ein ganz anderes Volk sind, als die Deutschen. Wir gleichen uns denke ich nicht mal annährend in Punkten wie Sprache, Kultur und Geflogenheiten.
Allerdings würde ich auch nie in die Schweiz gehen und denken, die empfangen mich mti offenen Armen, ich denke das ist ein ziemliche Wunschdenken von dem ich bisher allerdings auch noch nie gehört hat.
Wer wie ich nahe der Schweizer Grenze lebt, spielt öfters mti dem Gedanken wegen besserer Jobs und mehr verdienst als Grenzgänger eine Arbeit in der Schweiz anzunehmen, dass das den Schweizern nicht gefällt ist mir klar, bzw als Deutsche fänden wirs sicherlich auch nicht lustig, wenn die Schweizer "alle" nach Deutschland kämen.

Luna.
Es ist ein alter Gedanke:
je schärfer und unerbittlicher wir eine These formulieren,
desto unwiderstehlicher ruft sie nach der Antithese.

Hermann Hesse
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Celest

Profi

Registrierungsdatum: 25. Oktober 2003

Beiträge: 979

Geschlecht: Weiblich

3

Montag, 8. Januar 2007, 17:20

Tja, die Deutschen...
Regen sich selbst auf, weil zu viel Ausländer nach Deutschland kommen und Jobs günstiger erledigen, als sie selbst, und wundern sich, dass sie mit der gleichen Tour im Ausland nicht gerade freundlich empfangen werden...
Da kann ich nur schmunzeln!

(und ja, ich habe verpauschalisiert, wohl wissend, dass man nicht alle über einen Kamm scheren kann.)
"Die Wahrheit ist ein eigenartiges und recht seltenes Phänomen.
In der Badewanne der Geschichte ähnelt sie einem Stück Seife, das man nur mit Mühe festhalten kann - vorausgesetzt, man findet es überhaupt."
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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

4

Dienstag, 9. Januar 2007, 00:01

Nun ausländerfeindlichkeit ist nunmal etwa suniversales und kann überall ausbrechen und gegen jedes kollektiv gehen. Das soll jetzt keine regionalen differenzierungen auslöschen, aber es ist nunmal tendentiell so.

ich hab so etwas von deutschen freunden in der schweiz nicht mitgekriegt, weiß aber das die schweiz in punkto ausländerpolitik verdammt rigide ist.
Das die ablehnung auch gegen deutsche geht ist also nicht wirklich verwunderlich und die paar beispiele sind für mich erstmal nicht sonderlich signifikatnt.

besonders lustig empfinde ich folgendes zitat:

Zitat

Während des Zweiten Weltkriegs habe die Abneigung gegen die Deutschen ihren Höhepunkt erreicht. "Das hat vor allem die ältere Generation zutiefst geprägt", sagt Borer. Heute empfindet er den Anti-Deutschen-Reflex als viel schwächer ausgeprägt.

wird es plötzlich als rassismus ausgelegt wenn ein angehöriger eines sich selbst zum absoltuen kollektiv stilisierten "Volkes" angegriffen wird, während dieses kollektiv seinen zweiten weltkrieg ausübt und sich im genozid übt?
Diese abneigung empfinde ich in kriegszeiten und speziell in dieser situation als verständlich. das zu betonen ist so banal das es durchaus witzig ist.
Herz voll Leid und Missgeschick,
Das voll sehnsucht Eden sucht,
Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire
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