Ich übernehme nun also die Vorstellung des Buch des Monats Oktober und möchte euch ein Werk ans Herze legen, welches ausnahmsweise nicht belletristisch ist, sondern als Grundlagenwerk zur Kultur des Mittelalters verstanden werden muss.
Joachim Bumke, seines Zeichens Mediävist, beschäftigt sich in dem sich zur Grundlage jedes mediävistischen Studiums gemauserten "Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter" mit eben jenem. Er erarbeitet die Grundlagen mittelalterlicher Gesellschaft anhand von Literatur, wobei die Hauptthemen die adelige Gesellschaft und eben jene hierarchische Ordnung sind, das Rittertum, mittelalterliche Wirtschaft, die Rezeption französischer Adelskultur in Deutschland, Gesellschaftsstil (Burgen, Kleidung, Waffen etc.), höfische Umgangsformen (Feste, Schwertleiten und Turniere), das höfische Gesellschaftsideal (gesellschaftliche Rollen sowie höfische Liebe), Hofkritik und der Literaturbetrieb der höfischen Zeit.
Für mich ist dieses auf den ersten Blick ziemlich trocken wirkende Buch es deswegen wert Buch des Monats zu sein, da es leicht zugänglich ist, Bumke schreibt sehr eingängig und auch die Zitate aus der Primärliteratur erscheinen im Fließtext in neuhochdeutscher Sprache, aber wer des lateinischen/griechischen/mittelhochdeutschen mächtig ist, wird immer das Originalzitat in der Fußnote finden. Das bedeutet, jeder kann es auf Anhieb verstehen und es ist dabei egal, ob und welche Vorkenntnisse man mitbringt, es ist von daher für den Historiker genauso interessant, wie dem am Mittelalter interessierten Laien.
Außerdem liegt es mir sehr am Herzen, dass alle, die das Mittelalter verklärt romantisch betrachten (und vor allem die Frauen), eine reale Sicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten bekommen. Des weiteren bekommt man ein umfassendes Bild, wie es damals so an deutschen Höfen zuging vermittelt mitsamt aller schönen Seiten, wie auch den hässlichen (Ehe und Liebe passen nicht zusammen, fast alle Ritter sind Analphabeten etc.).