Eine alte Geschichte
Sturmgepeitscht die hohe See
In den Segeln rauschend` Tanz
Die Gischt schäumt vor dem stolzen Kiel
Läuft von der dort erhobnen Meerjungfrau im Silberglanz
Den Horizont zerreißt ein Wetterleuchten
Und Donnerreiter jagen durch die Nacht
Voll Anmut hebt und senkt das Schiff sich auf den Wogen
Und wird von ihnen gleichsam überdacht
Wie viele Männer hat sie schon ans Ziel geführt
Wie viele Schlachten unter ihrer Hand geschlagen
Und ihnen stets den Traum der Freiheit auch erfüllt
Nun soll die Herrin der Nordsee ein letztes Mal dich tragen
Ich sehe sie als dunklen Schatten gen` Horizont entschwinden
Deine größte Liebe, deine Heimat und dein ganzer Stolz
Schon ziehen die Feuerpfeile ihre Bahn ihr zielstrebig entgegen
Und viele bohren tief sich in ihr Holz
Ein Beben durchläuft mich, die Kraft entweicht aus meinen Gliedern
Tränen laufen schillernd über meine Wangen
Die Kiefer malmen wütend und voll unendlicher Trauer
Bin in den Ketten meiner Hilflosigkeit gefangen
Das windgetriebne Haar zerpeitscht mir mein Gesicht
Doch an den Lippen spüre ich nur schwach das Blut
Und bebend strecke ich die Hand dem Bild des Schiffes nach
Das entschwindet in des roten Feuers höher steigend Glut
Das Spiel hat lange schon zuvor geendet
Doch meine Liebe soll dafür es niemals tun
Und wenn die Götter dich in ihre Reihen nehmen
Nicht in Walhalla soll mein Herz noch ruh`n
Das dunkle Haar in sanfter Brise leicht gehoben
Der stolze Blick zur See hinaus gerichtet
Unter der starken Hand das Steuer liebevoll gewendet
Neue Länder, neue Siegeszüge schon gesichtet
Der Ruf der Horde rau und wüst dem Anführer entgegen
Die Schwerter strahlen golden in der Morgensonne
Mut und Kraft durch ihre kriegsgeübten Adern
Der Anblick- jedem Wikinger die reinste Wonne
Schon schlägt das Holz sanft in die Erde
Das Wasser bebt unter den Füßen der brüllenden Menge
Sie stürmen das Land und rauben und plündern
Und bald schon überzieht der Blutschleier das wilde Gedränge
Da verliert so mancher junge Held sein Leben
Und manches junge Weib wird seiner Unschuld beraubt
Da brechen Krüge und Körbe und Knochen
Und wehe dem, der da an Hoffnung glaubt
Und mit dem Abend färben Himmel und Erde sich rot
Die Segel blähen sich und von Dannen zieht die wilde Meute
Gold und Geld und Wein und Weib
Musik, spielt auf! Sie teilen sich die reiche Beute
Auf weiche Felle betten sie den edlen Führer
Dem zu verdanken sie den neuen Sieg nur haben
Er wird sich an den vollen Speisen
An einem ausgewählten Weibe laben
Sie zerren eins zu ihm aufs Lager
Ihr sonngelbeichtes Haar von Blut verklebt
Jung und feurig, voll Angst und doch voll Trotz
Wie eine Stute, die frei und ungezähmt noch lebt
Er fasst sie fest am Kinn und zieht sie kraftvoll zu sich nieder
Unter dem Leinenkleide bebt die volle Brust
An ihrem weichen Hals spürt er ihr Herz so hastig schlagen
Ihr Anblick erregt ihn, weckt im jungen Krieger tiefe Lust
Friedlich treibt das Schiff und nichts umgibt sie mehr
Als die weite See, die Nacht, die weißen Sterne
All die Schmerzen, all das Blut und all die eingestürzten Träume
Sie fühlt nichts mehr, sie hasst nur noch und wünscht sich weit, weit in die Ferne
Seine Küsse überall an ihrem jungen Leib
Schon ists, als hätten Todesengel ihr gesungen
Der Gestank von Bier, von seinem Schweiß
Und mit tiefem Stöhnen ist er in sie eingedrungen
Alles Schmerz, allein in dieser neuen Welt
Und Tod beständig nah an ihrer Seite
Tags im Haushalt, nachts im Bett
Der Blick wird starr und immer öfter schweift der Geist auch in die Weite
Doch weiß sie, dass ein Spiel nur sie am Leben halten kann
Dass sie für ihn beständig wertvoll bleiben muss
So zahlt er bitter für jede Berührung, jede Nacht unter ihren geschickten Händen
Zahlt für jeden verführerischen Blick und jeden leidenschaftlichen Kuss
Und sie spielt, als hätte nie sie etwas anderes getan
Und er gibt sich dem Spiel so gerne hin
Sie kommt ihm näher, als je eine seiner Huren zuvor
Dass es in mancher Nacht wie wahre Liebe schien
Doch wie der Herbst zur Neige sich schon senkt
Und kalte Stürme das Land umfangen
Prescht ein Bote in des Heerführers Hof
Und will für Geld die Geraubte zurück erlangen
Vom Fenster aus sieht sie den Retter
Und freudig stürmt sie ihm entgegen
Im Laufe fängt sie der Nordmann ab
Umschlingt sie fest und küsst in Trauer sie einmal noch verwegen
Sie sieht in seine dunklen Augen, doch er wendet das Haupt
Und seine Hände beben, als er sie frei gibt
Er nimmt das Gold und schreitet rasch ins Haus zurück
In jenem Moment erkennt sie mit Entsetzen: er hat sie geliebt
Ihr Herz pocht laut und ungehemmt
Lieber seine Sklavin für den Rest der langen Tage
Als frei von seinen Fesseln seiner Leidenschaft
Und in der Heimat in einer ungewollten Hochzeit ihrer Plage
Und sie kehrt dem Boten ihrerseits den Rücken zu
Folgt dem ebenfalls Geliebten mit raschen Schritten
Wirft sich zu seinen Füßen und umschlingt die starken Beine
All die Tage hat sie nur für ihn und unter ihm gelitten
Als der Frühling das Eis zu Wasser wandelt
Als der Morgen nach den langen Wochen der Dunkelheit endlich wieder graut
Werden Blumen gestreut und die Hörner schallen weit
Und der Nordmann nimmt seine Sklavin zur Braut
Im Bette das er für sie extra fertigte
In einer sternenklaren Vollmondnacht
Nimmt er sie zum ersten Mal von Gleich zu Gleich
Entkleidet sie und küsst am Hals sie sacht
Er löst den Zopf, das Haar fällt weich an ihre Schultern
Um ihren Bauch windet er das weiße Band
Er zieht sie näher an sich, sieht gerührt sie an
Und legt die ihre in die seine Hand
Er lässt ganz sacht ins Bett sie gleiten
Lässt sich behutsam neben ihrem mondbeschien`nen Körper nieder
Er streichelt zärtlich ihre bebenden Lippen
Die harten Knospen ihrer Brüste und die wohlgeformten Glieder
Den Leib, den nun so gut er kennt
Bedeckt er mit Küssen, die voll Sehnsucht sind
Beißt sie zart und streichelt sie mit seiner Zunge
Und draußen singt für sie ein lauer Wind
Er fasst sie, als wäre sie sein größter Schatz
Und genießt, wie ihr Leib unter seinen Händen bebt
Er liebt sie, wie sein schönstes Schiff
Und weiß genau, er hat für diese Frau allein gelebt
Und immer inniger erforscht er sie
Und immer heiser wird ihr Stöhnen
Hat sie ihn vielen Tage lang verwöhnt
Nun will er sie um alles in der Welt verwöhnen
Ein Tropfen Schweiß perlt von ihrer Stirn
Er küsst ihn fort und lässt die Hände gleiten
Über ihre Arme und den Bauch
Über die Innenseite der Schenkel und nötigt sie zärtlich, die Beine zu breiten
Als wäre es das erste Mal fesselt sie die Angst
Und er spürt es und er sieht sie beruhigend an
Dann lässt er sanft auf ihren zitternden Leib sich gleiten
Wie mit so vielen er es schon getan
Doch diese Nacht empfindet er dabei nicht nur die heiße Lust
Er fühlt Liebe und sie löscht alles um den kleinen Raum
Er küsst sie sanft, als würden sie auf hohen Sommerwolken liegen
Als lägen sie fern dieser Welt in einem nur für sie erschaffnen Traum
So fest umschlungen öffnet er dann zärtlich ihre Blüte
Und dringt behutsam, doch mit Nachdruck in sie ein
Sie stöhnt erregt, er presst sich eng an sie
Erfüllt mit Stolz- nun ist sie Seine ganz allein
Dann hebt und senkt er langsam seinen Leib
Und mit den Händen stützt er sie, ihm nah zu bleiben
Ihre Finger kratzen seinen Rücken, ziehen rote Striemen
Wenn Mund an Mund, Arm an Arm und Lenden sanft an Lenden reiben
Und immer schneller wird das Lied, das nur sie beide hören
Und immer schneller auch ihr Tanz in tiefer Nacht
Und immer tiefer führt er seinen Dolch der Männlichkeit
Die Flamme ihrer Leidenschaft ist mehr, denn je entfacht
Der Wind heult und er schlägt die Fensterläden
Die See schlägt schäumend an die Klippen
In ihnen bricht das Meer, der feuerrote Himmel auch
Es beben ihre Körper und sie einen in stürmischer Erregung die schweißumkränzten Lippen
Nacht um Nacht lebte sie an seiner Seite
Und bangte um ihn vor jeder Schlacht
Und hoffte auf ihn und betete zu den Göttern
Und weinte so manche Träne in so mancher allzu langen Nacht
Mehr denn je dann hoffte sie auf ihren Liebsten
Als gute Hoffnung er in ihren schönen Leib gelegt
Stand tagelang am Ufer, dort auf ihn zu warten
Zu hoffen, dass das stolze Segel sich in weiter Ferne regt
Dann endlich durch die ersten Morgennebel
Trug ächzend Holz den Liebsten in den Hafen her
Auf einer Bahre unter weißen Leinen
Die Haut so bleich, die dunklen Augen schleierhaft und leer
Stumm wichen die Mannen der Herrin Trauer
Die zitternd neben dem Leichnam stand
Ein Wind ergriff ihr Haar, ergriff die stummen Tränen
Wie sie ihn blickte und sanft küsste seine kalte Hand
Nun weile ich hoch an den Zinnen
Das Schiff- ein Feuerball in dieser endlos` Dunkelheit
Ich zieh` den Dolch mir aus dem Gurt
Stoße zu und bin durch ihn befreit
Auf ewig verlangt es mich, nur dir zu folgen
Das ungeborne Kind auch trage ich zu dir
Wir stürzen in die schwarze See, getragen von den weißen Kronen
Und bald schon, bald bist du bei mir...
der Schütze