Vor allem ist er nicht nur übertrieben, er ist populistisch und vieles ist faktisch nicht richtig bzw. so zusammengepuzzelt, dass es als ganzes nicht mehr stimmt.
Bevor wir wieder auf den Griechen rumhacken vorab eines: Das meiste (deutsche) Geld, welches die Griechen über die Rettungsschirme bekamen, ist zurück nach Deutschland geflossen, nur etwa 2% gingen in deren Haushaltskonsolidierung. Wieso das so ist? Weil ein Großteil der griechischen Gläubiger Deutsche sind. D.h. das Geld wandert nicht aus Deutschland ab, sondern es wird von unten nach oben umverteilt - wie fair das ist, ist eine andere Frage, aber durchaus ein typisches Phänomen von Finanzkrisen.
Dass die zypriotischen Banken geschlossen waren, war nach der Erfahrung in Argentinien seinerzeit das Sinnvollste, was man machen konnte und hatte nichts mit Willkür oder sonstwas zu tun, das war einfach notwendig! (vgl
Tagesschau-Zusammenfassung Argentinienkrise)
Noch dazu behauptet der Artikel, die Troika bestünde aus "Euro-Technokraten" - sie besteht aus der Europäischen Kommission, wo da jetzt bitte die Technokraten sind, frage ich mich... dass natürlich ein Demokratiedefizit vorliegt, wenn der IWF und die EZB, die eben beides keine gewählten Gremien sind, sich in politische Dinge einmischt, ist unumstößlich, aber auf der anderen Seite - das Volk ist mit der EC beteiligt und vll braucht gerade ein Staat wie Griechenland dezent Hilfe im Finanzbereich...
Und was der Artikel völlig außen vor lässt - es geht darum, ob Staaten bankrott gehen, es geht nicht um kleine Banken, sondern um kleine Staaten mit riesigen Bevölkerungen - sollen wir die etwa bankrott gehen lassen und uns völlig raushalten?! Ganz davon abgesehen, dass sie Teil der Eurozone sind und damit eben auch eine Verpflichtung besteht zu helfen - vor allem für uns Gewinner dieser Krise... denn uns geht es ökonomisch nur so gut, weil es die Krise gibt...
Meiner Meinung nach ist dieser Artikel populistisch und setzt an vielen Stellen falsch an, es geht doch nicht um Sanktionen - und wie undemokratisch wäre es, Sanktionen zu verhängen, wenn es dafür keine verbindliche Rechtsgrundlage gibt?! Wie z.B. dass es schlicht und ergreifend nicht die Möglichkeit gegeben ist, Staaten aus der EU/Eurozone zu entfernen - man müsste sich neu mit den Verträgen auseinandersetzen, aber wir haben bei der EU-Verfassung gesehen, wie kooperativ die Staaten sind und wie viel Souveränität sie abgeben wollen - und im Endeffekt müssen sie das aber, wenn das mit dem Euro funktionieren soll...