In der Reihe ... für Anfänger findet sich eine kleine Auswahl an großen philosophischen Schriften, welche dem Einsteiger zugänglich gemacht werden sollen. Verhältnismäßig viele stammen dabei von Ralf Ludwig, der sich neben dieser Einführung, auch Hegels Hänomenologie und den Vorsokratikern gewidmet hat. Diese Bücher wollen eine "Lese-Einführung" sein.
Das von mir vorgestellte Buch widmet sich Kants "Kritik der reinen Vernunft". Dieses Werk ist wohl eines der bedeutendsten der modernen Philosophiegeschichte. Vor allem im deutschen Raum sind Kant und Philosophie kaum auseinander zu denken. Trotz zahllosen anderen Größen und Genies steht Kant als Monument im Zentrum der deutschen Geistesgeschichte.
Diese Rolle nimmt Kant unter anderem ein, weil er die wohl wichtigsten Grundlagen der modernen Philosophie gelegt hat und seine Kritiken bis heute als Autorität gelten können... Die wohl bekannteste stellt dabei seine "Kritik der reinen Vernunft" dar.
Hier versucht Kant die Grenzen der reinen Vernunft zu ergründen. Also das darzustellen was Vernunft aus sich heraus erkennen kann. Er reagiert damit auf die ihm vorhergehende rationalistischen Philosophie, welche sich in metaphysische Mucken verrannt hat und meinte den Grund alles Seienden aus der Vernunft selber erklären zu können. Er gibt sich jedoch ebensowenig mit einer empiristischen Position klar, welche der Vernunft bloß abgeleitete Funktion zuordnen möchte. Systematisch versucht Kant darzustellen, was der Verstand zur Erkenntnis beiträgt und weshalb die Vernunft sich bei den großen metaphysischen Fragen zwangsläufig in Widersprüche (Antinomien) verheddet und sie dennoch stellen muss. Das Spiegelspiel der Philosophie entspringt ihm aus der Veranlagung der Vernunft selber die zur Einheit des Ganzen zielt, diese aber nicht greifen kann, da sie sich der Erfahrung entzieht.
Ludwig versucht nun dieses zweibändige Mammutwerk zu greifen und auf kaum 160 Seiten darzustellen. Dies gelingt ihm selbstredend nur, indem er auf Detailfragen und fachspezifische Debatten verzichtet. Ihm geht es um die zentralen Aspekte der großen Kritik. Eine Einleitung versucht Kants Werk einzuordnen und die Person Kant an den Leser heranzubringen. Der deutlich größte Teil widmet sich dem Werk selber.
Ludwig stellt die zentalen Textstellen aus der Kritik zusammen und kommentiert und erläutert sie. Damit stellt er sicher, dass der Leser sich zruechtfinden kann, erspart ihm allerdings auch kaum mehr als die Unsicherheit und Nebenschauplätze. Das wichtigste muss der Leser letztlich aus den Textstellen selber ziehen, die jedoch mit Sorgfalt ausgewählt wurden. Dadurch bringt Ludwig Kants Schreibstil an den Leser heran und ermöglicht ihm den einfacheren Genuss des Hauptwerkes. Da wo es detaillierter wird, lässt er den Leser jedoch manchmal im Stich.
Uneingeschränkt leistet er jedoch das Wichtigste: Dem Leser die Grundideen der Kritik der reinen Vernunft zu vermitteln. Kopernikanische Wende, An-sich Problem und Antinomien werden dem Leser keine Fremdworte bleiben und erstaunlich klar.
Für eine intensive Kantauseinandersetzung ist Ludwigs Einführung sicherlich nicht schädlich, aber allerhöchstens ein Einstieg. Eine Intensivlektüre der Kritik der reinen Vernunft kann sie nicht begleiten.
Demjenigen, der sich für Philosophie interessiert oder nur sekundär auf philosophische Texte angewiesen ist, ist mit diesem Buch jedoch ausführlich genug gedient. Und wer mehr will, kann sich danach mit größerer Sicherheit an die Primärquelle wagen...
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Leronoth« (14. Mai 2008, 21:42)